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Sudan

Einschiffung in Assuan
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Sonntag, 5.November

Heute ist "Ruhetag", d.h. ich bin mal wieder im Internetcafé fürs Update der Website. Um 15 Uhr unternehmen wir eine 2 ½ stündige Felukenfahrt, rauf zu den ersten Stromschnellen, rund um und zwischen den kleinen Nilinseln hindurch. Das ist wirklich zum Entspannen. Herrlich. Am Abend noch mal Abschiedsbesuch im Basar und relativ früh ins Bett. Nachtrag zur Vertreibung der Nubier von der Insel Elephantine: Die Unesco hat weitere Ausgrabungen und Vertreibung der Menschen untersagt.

Montag, 6. November

Um 9 Uhr sind wir am Hafen. Erstes Rumstehen. Gegen 10 Uhr kommen die beiden anderen Landcruiser, die auch aufs Schiff wollen. Jetzt wird mit dem Hafenmeister verhandelt. Er verlangt keine 5.000 ägypt. Pfund, wie der auf dem Büro in der Stadt haben wollte. Doch ein Bakschisch von 100 Pfund pro Auto will er schon. 2 weitere Landcruiser mit jungen Schweden kommen und wollen auch aufs Schiff. Doch er lässt nur 3 Autos auf den Ponton. Wieder verhandeln, wer mit darf. Wir 3 ersten sind die Gewinner. Die Schweden müssen eine Woche warten. Also die Männer mit den ägyptischen Autoschildern in die Stadt zurück, Nummern abgeben, Autotransport von 2.500 Pfund bezahlen, Carnet vom Auto abstempeln lassen, durch die Passkontrolle – halt, erst noch eine Marke am anderen Schalter kaufen – jetzt Passkontrolle fertig. Es ist ungefähr 13 Uhr. Autos zum Hafen runterfahren und warten, waarten, waaarten. Ich weiss nicht, wie viele LKWs entladen werden. Es hört nicht mehr auf. Oh, jetzt wird der Vorplatz aber langsam leer, jetzt müssten wir bald dran sein. Haste gedacht. Noch mehr LKWs. Der ganze Ponton ist hoch aufgestapelt, dazwischen 3 Motorräder von anderen Touristen und 3 Lücken für die Autos. Gegen 17 Uhr können die Männer die Autos auf den Ponton fahren. Gruselig zum Angucken, denn es geht nicht eben auf den Ponton, der Niveauunterschied ist mindestens 20 cm. Doch so ein Landcruiser ist ein feines Ding und schafft es gut. Der Ponton legt vor uns ab, kommt aber nach unserer Fähre an. – Was sehen meine armen Augen? Noch mehr Ladung. Alles aufs Schiff. Unvorstellbar! Diese Masse an Ladung und Menschen. Wir haben 1. Klasse gebucht. Ein Stockwerkbett, kleiner Tisch und 1 Schränkchen. Eine Damentoilette arabischer Art mit 3 dreckigen Waschbecken und 2 Stehclos. Das Menu ist auch vom feinsten: braune Bohnen, Salat, Brot, 1 la-vache-qui-rie und 1 Marmeladendöschen. Gute Nacht.

Dienstag, 7. November

Am Morgen mache ich einen Rundgang über das Oberdeck. Achtung! Das ist kein Paket über das ich steige, sondern ein schlafender Mensch. Die meisten Leute auf dem Schiff sind nett und jeder drückt sich an die Reling oder sonst wohin, wenn ein anderer vorbei will. Gegen 11 Uhr stoppen wir plötzlich mitten auf dem riesigen Nassersee. Mein Nachbar an der Reling, ein Sudanese, erklärt mir in gebrochenem Englisch, dass hier die ägyptisch-sudanesische Grenze ist und ein Sicherheitsboot kommt. Danach nimmt das Schiff wieder Fahrt auf. Gegen 13 Uhr sollten wir ankommen. Ich bin gespannt, wann der Ponton eintrifft. Es soll schon mal 3 Tage gedauert haben. Um 12 Uhr legen wir an. Nach einer weiteren Stunde und nach Erhalt eines gelben Zettels, dürfen wir gegen Abgabe des Zettels das Schiff verlassen. Der Bus bringt uns zum Zollgebäude. Dort warten wir wieder. Ca. um 16 Uhr haben wir endlich unsere Pässe wieder und können, wie die Sardinen in einen Lieferwagen gequetscht, nach Wadi Halfa reinfahren. Wir steigen alle im Hotel Nile ab. Eine Luxusherberge. Da es nur 4er Zimmer gibt, beschliessen wir 1 Damen- und 2 Herrenquartiere zu machen. (Wir sind 11 Personen. 1 Japanerin per Zug unterwegs, 1 Neuseeländer per Reisebus, 1 Südafrikaner und 1 englisches Ehepaar per Motorrad, 1 Franzose per Fahrrad, 1 englisches Ehepaar, 1 Holländer und wir per Landcruiser) Das Zimmer hat Sandboden, 4 Eisengestelle mit Matratzen (nicht selbstverständlich), das Stehclo war sogar auf dem Schiff besser, zum Duschen: am Brunnen einen Eimer füllen und in eine "sehr" saubere Kabine gehen. Nein danke, heute gehe ich dreckig ins Bett. Essen gehen wir im Luxusrestaurant neben an. Omelette und weisse Bohnen oder Kartoffeln. (Das Fleisch und der Fisch machen mich und die anderen nicht an.) Wo bleibt das Besteck? Das Brot ist das Besteck. Das Essen ohne Besteck muss ich wohl noch etwas üben, wie mir meine Hose beweist.

Mittwoch, 8. November

Morgens um 9 Uhr werden unsere Pässe wieder eingesammelt zur Registrierung im Dorf. Um 11 sollen wir sie zurückerhalten, daraus wird 12 Uhr. Plötzlich eilt alles. Die Auto- und Motorradbesitzer müssen sofort zum Hafen. Der Ponton ist angekommen. Ungefähr um 16 Uhr kommen die Motorradfahrer mit ihren Maschinen zurück und berichten uns, dass die Autos sehr wahrscheinlich heute nicht mehr entladen werden können. Zuerst ist der Ponton über einen halben bis 1 Meter über dem Kai, dann müssen sie warten bis alles vom Ponton abgeladen ist, ausserdem muss die Fähre, mit der wir gekommen sind, wieder beladen werden und auslaufen, damit der Ponton an eine Stelle drehen kann, wo die Autos herunterfahren können. Zuerst heisst es, kommt morgen um 10 Uhr wieder. Aber zum Glück ist die Fähre rechtzeitig zum Auslaufen bereit und ausserdem können die Zollformalitäten ausnahmsweise vor dem Ausladen erledigt werden. Um 18 Uhr kommen die Männer mit den Autos zurück und werden wie die Helden von uns empfangen. Das rollende Heim ist um einiges besser als dieses Hotel. Doch diese Nacht verbringen wir noch hier. Abendessen wieder im Luxusrestaurant. Mein Hose bekommt nichts ab, obwohl der Strom ausgefallen ist. Richtig romantisch unter freiem Himmel und ohne Strom. Da die Fähre weg ist, ist auch kaum mehr Verkehr auf der Sandpiste durchs Dorf, nur noch Eselkarren.

Donnerstag, 9. November

Abfahrt der Motorradfahrer kurz vor 7 Uhr, wir Landcruiser gegen 7:30 Uhr, damit wir sie im Notfall auflesen können. Die Schotterpiste ist am Anfang recht gut, aber dann! Nur noch Wellblechpiste. Gratis Massage. Manchmal kann man in den Sand ausweichen zur kurzen Erholung. Wir durchqueren eine Hügellandschaft aus Lavagestein. Zwischendurch wächst nicht mal mehr ein Büschchen. Rein gar nichts mehr. Dann tauchen wieder Bäume auf wie Perlen auf einer Schnur aufgezogen. Da muss wohl ein unterirdischer Wasserlauf sein. Plötzlich ist die Wüste rot. Roter Sand, rötliche Hügel und Berge. Nach 130 km sehen wir wieder den Nil. Ab dann führt die Piste manchmal durch eine Mondlandschaft, dann wieder am Nil entlang. Ein Dorf reiht sich jetzt ans andere. Langsam komme ich mir vor wie die Queen. Überall, wo wir durchfahren, laufen die Kinder an die Strasse und jeder ob Kind, Mann oder Frau winkt uns zu. An den Strassen sehen wir viele kleine Unterstände mit 2 bis 4 grossen Tonkrügen, gefüllt mit Wasser. Wir probieren es aber nicht. Halt! Fotostop! Ein Minarett aus Ölfässern. Dies bleibt nicht das letzte. Um etwa 14 Uhr und nach 180 km, kurz vor Abri wollen wir die Fähre zur Said Nilinsel nehmen und dort den Tempel anschauen. Während wir warten, dass die Fähre wieder zurückkommt, müssen wir mit ansehen, wie auf der anderen Seite bei der Auffahrt von der Fähre ein Auto im Schlamm stecken bleibt. Sie bekommen es nicht heraus. Das kann noch ewig gehen, also fahren wir weiter und nach 280km finden wir einen Übernachtungsplatz direkt am Nil. Die Sonne ist schon fast am Untergehen. Nach den Nächten in Wadi Halfa ist es besonders schön, wieder in der Natur zu campen und vor allem: eine saubere und wohlriechende Toilette mit Nilblick! Carol und David, das englische Ehepaar, müssen erst mal in ihrem Auto putzen. Sie hatten nicht alles gesichert und die Welchblechpiste hat einiges ausgeschüttet, wie z.B. den Honig und zerdeppert, wie z.B. die Eier. Das ist ihnen eine Lehre, alles vor der Abfahrt festzuzurren.

Freitag, 10. November

Auf unserer Weiterfahrt halten in Dalgo, kommen mit Sudanesinnen ins Gespräch, die aber nach kurzer Zeit von einem Verwandten weggeschickt werden. Sudanesinnen sind sehr hübsch und alle, Männlein oder Weiblein, sehr nett. Wir machen einen Spaziergang zur Fähre runter. Da der Nil im Moment kaum Wasser führt, müssen die Passagiere ziemlich weit ins Flussbett reinlaufen und sich auch die Füsse nass machen beim Einsteigen. Weiter geht die Fahrt auf den bekannten Schotterstrassen von einem Dorf am Nil zum anderen. Unterwegs besichtigen wir ein kleines römisches Fort in den Hügeln und als wir gerade wieder weiterfahren, höre ich ein Hupen, kann aber kein Fahrzeug sehen. Plötzlich taucht der Südafrikaner mit seinem Motorrad auf. Grosse Begrüssung. Das englische Ehepaar taucht auch kurz danach auf. Sie erzählen uns, die Einheimischen haben Ihnen gesagt, dass 3 Landcruiser vor ihnen durch gekommen seien. Wir vereinbaren zusammen zu campen und suchen nach den Cataracts (Stromschnellen) zum Übernachten. Bei Tombus (100km nach unserem letzten Camping) finden wir sie und ausserdem im Dorf zwischen Felsbrocken die 2m hohe Statue eines Königs. An unserem Lagerplatz zeigen uns die Kinder des Dorfes mehrere eingeritzte Hieroglyphen auf den Felsen. Nachdem sie alle eine Kleinigkeit erhalten haben, werden sie leider etwas aufdringlich, sodass wir sie verscheuchen müssen.

Samstag, 11. November

Die 3 Töff-Fahrer verlassen uns bereits bei Sonnenaufgang. Wir lassen uns Zeit. Wieder auf die Wellblechpiste. Ihr könnt Euch das so vorstellen: stundenlang über Schienenschwellen fahren. Nach 40km nehmen wir die Fähre in Argo auf die andere Seite des Nils. Dass die 3 Autos nebeneinander darauf Platz haben, würde ich nicht glauben, wenn ich nicht dabei wäre. Allerdings können die Fahrer nicht mehr aussteigen, wir Fussgänger müssen dafür im Dreck und Nilschlamm stehen. Nach weiteren Schüttelattacken und Sandduschen durchs Fenster kann ich kaum glauben, was meine Augen sehen: nach insgesamt 450km durch den Sudan eine geteerte Strasse! Jetzt können sich unsere Gehirnzellen erst mal wieder in Ruhe ordnen. Unterwegs treffen wir öfters auf grössere Kamel- und Eselherden. Wir erreichen Dongola. Eine kleine Stadt mit Tankstelle und wunderbarem sudanesischem Dönerstand. Danach geht’s für ca.40km auf der geteerten Strasse dahin, dann ist leider wieder Ende mit der schönen Pracht. Aber wer steht dort am Ende der Strasse? Unsere 3 Töff-Fahrer. Während der nun folgenden Fahrt durch die Steinwüste bleiben wir zusammen. Nach einiger Zeit wollen wir auf die andere Seite der in Bau befindlichen Strasse von Wadi Halfa bis Karthoum und die Arbeiter erlauben uns auf der planierten Sandtrasse weiterzufahren. Oh, tut das gut. Aber auch das geht bald zu Ende und wir müssen wieder runter auf eine Sandpiste. Bald darauf verlassen uns die Motorradfahrer und gehen zurück auf die halbfertige Strasse, denn sie können leicht die Absperrungen umfahren. Zwischendurch haben wir wieder eine fertige Strasse und sind schwer enttäuscht, dass auch diese wieder aufhört. Doch nach etlichen Kilometern weiter sind wir jetzt tatsächlich auf der Strasse, die bis Karthoum geteert ist. Wir campen ca. 40km nach Abu Dom im Schatten einiger Lavahügel und geniessen den Sonnenuntergang.

Sonntag, 12. November

Früh morgens hören wir Motorradgeräusche. Unsere Töff-Fahrer sind vorbei gefahren. Etwas später machen wir uns auch wieder auf. Die Wüste wechselt ihr Gesicht. Sie wird immer steppenhafter. Viele Akazienbüsche und anderes Buschwerk. Plötzlich grünes Gras. Aha, ein Strassenschild verrät: Merowe Dammprojekt. Immer wieder ein Kanal vom Nil kommend. Nach 174km ist leider mal wieder die geteerte Strasse zu Ende und wir müssen wieder auf die altbekannten Pistenverhältnisse zurück. Die alte Strasse ist in einem dermassen desolaten Zustand, dass immer wieder kilometerlange Umleitungen durch die Wüste führen. Plötzlich stossen wir auch wieder auf unsere Motorradfahrer. Ian, der Südafrikaner, schliesst sich uns an, da wir im National Camping von Karthoum übernachten wollen. Zum Glück kennt Loek, der Holländer, Karthoum und lotst uns wunderbar durch die 6 Millionenstadt. Doch vor dem Camping halten wir an einem Einkaufszentrum. Ein völlig anderer Sudan. Die Preise das doppelte, alle europäischen Waren sind zu bekommen. Ausserdem Läden wie Esprit u.ä. Der Verkehr erinnert teilweise an Kairo, doch hier im Sudan wird an roten Ampeln wirklich angehalten und es wird auch kaum gehupt. Auf dem Camping endlich eine warme Dusche. Wir alle haben ziemlich viel Sand und Dreck abzuschrubben.

Montag, 13. November

Werner reinigt die Ölfilter des Autos. Mann, sitzt da Sand drin. Nachmittags in die Stadt. Gibt nichts besonderes zu sehen. Abends Treffen im Hilton mit dem englischen Biker-Ehepaar, Nina und Clive, das in einem Hotel übernachtet hat. Vielleicht sehen wir sie ja in Äthopien zufällig wieder.

Dienstag, 14. November

Die beiden anderen Landcruiser haben noch einige Reparaturen, bzw. Visa für Äthiopien zu besorgen. Wir bleiben noch die Nacht hier und fahren dann morgen alle zusammen, einschliesslich Ian mit dem Motorrad, zur äthiopischen Grenze.






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